Ein neues Schwimmteam

 

 

In den letzten zwei Monaten haben sich meine Projektpartnerin Conny und ich einen Traum erfüllt. Begonnen hatte das Schwimmen im August ja nur für ein paar Kinder der Acacia International School, der teuersten Privatschule Livingstones. Schon damals war es unser Plan, mehr Kindern in Livingstone die Möglichkeit zugeben, schwimmen zu lernen. Insbesondere hatten wir dabei an Kinder gedacht, die von zu Hause aus nicht die Mittel haben, den Eintritt für einen Pool zu bezahlen. Leider scheiterte die Umsetzung daran, dass Transport in Sambia als eine Art Luxusgut bezeichnet werden kann. Die wenigsten Menschen besitzen ein Auto und auch öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Straßenbahnen sind noch nicht mal in der Hauptstadt Lusaka vorhanden. Für längere Strecken ist man zwangsweise auf die vielen Taxifahrer angewiesen, die den ganzen Tag auf der Suche nach Kundschaft durch die Stadt fahren. Obwohl die Preise nach unseren Maßstäben sehr günstig sind (ich bezahle für meinen Weg zur Arbeit umgerechnet 3 Euro), können sich die wenigsten Leute hier eine für uns normale Mobilität leisten. Auch die Sensibilität für Schwimmen als lebenswichtigen „Lifeskill“ stellte sich schnell als Problem heraus. Ungeachtet dessen, dass jeden Tag Kinder und auch Erwachsene in sambischen Gewässern wie z.B. dem Sambesi ertrinken, sehen die meisten Eltern keinen Grund, ihren Kindern eine Schwimmausbildung zu ermöglichen.

 

Die zwei genannten Probleme führten schließlich dazu, dass wir unser Vorhaben zunächst aufschieben mussten. Umso glücklicher waren wir, als wir vor zwei Monaten in Kooperation mit dem „SOS-Kinderdorf“ zwei Schwimmgruppen am Pool der Acacia willkommen heißen konnten. Das Waisenhaus, das schon immer eigenen Transport zu den Fußballspielen organisiert hat, konnte auch diesmal mit ihren Fahrern einspringen. Ein weiterer Vorteil war, dass ich die meisten Kinder von den Fußballteams, die ich mit Fabian zusammen trainiere, schon kannte.

 

Nach einigen Schwimmstunden hatten sich die meisten an das Wasser gewöhnt und hatten viele Bewegungsabläufe schon ganz gut drauf. Dabei stellten sich zwei Jungen und ein Mädchen als besonders große Talente heraus. Schon nach kurzer Zeit zogen sie in atemberaubender Geschwindigkeit ihre Bahnen durch das Wasser und hängten die anderen ab. Für uns als Schwimmlehrer ist es dann sehr schwierig allen gerecht zu werden, da in der Gruppe auch Kinder sind, die sich fast gar nicht alleine in das Schwimmbecken trauen und die ihre Angst vor dem Wasser erst überwinden müssen. Unser Ziel war es deshalb, vorerst alle Kinder auf einen gemeinsamen Stand zu bringen, was bedeutet, dass alle sich ohne Hilfestellung im Wasser bewegen können. Langfristiger Plan ist es die Schülerinnen und Schüler wie bei Acacia in unterschiedliche Leistungsgruppen einzuteilen, um den Fähigkeiten aller gerecht zu werden. Ganz oben soll dabei ein Schwimmteam der talentiertesten Schwimmer stehen, das Livingstone auf nationaler Ebene vertritt. Leider wird das aber nicht mehr unsere Aufgabe, sondern die unserer Nachfolger sein ,die im August eintreffen.

 

Zum Abschluss des Schwimmunterrichts organisierten Conny und ich einen Schwimmwettbewerb mit verschiedenen Kategorien, die es zu gewinnen galt. Für die Anfänger gab es Ringetauchen oder Rennen mit dem Schwimmbrett und für die Fortgeschrittenen ein richtiges Turnier wie bei Olympia mit Qualifikation und Endrunde. Neuer Rekordhalter ist der elfjährige Chembe mit 49 Sekunden über 50m Freistil und 01:01 Minuten über 50m Brust. Für mich war der Wettkampf ein toller Abschluss der Saison, da die Eltern und Kinder sich trotz des individuellen Kampfes gegenseitig unterstützten.

 


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