Reise nach Lusaka

Am vergangenen Sonntag machten wir uns in die Hauptstadt Lusaka auf, um unsere Arbeitserlaubnis zu beantragen. Auf der achtstündigen Hinfahrt über 500 Kilometer mit dem Bus gab es neben vielen Büschen leider nicht all zu viel zu sehen. Dafür gewannen wir in der 3 Millionen Metropole ein vielfaches an Eindrücken mehr. Im Gegensatz zu Livingstone, das im Vergleich eher verschlafen wirkt, ist in Lusaka jedermann beschäftigt und alles in ständiger Bewegung. In diese Dynamik stürzten wir uns gleich nach unserer Ankunft an der Bushaltestelle, wo uns sofort eine Menge von Taxifahrern umringte. Nachdem wir uns einen Weg durch die vielen Leute gebahnt hatten, fuhren wir in unsere Lodge, die eine willkommene und vor allem ruhige Abwechslung bot, insbesondere auch deshalb, weil sich der nächste Tag als relativ stressig herausstellte.

Am zweiten Tag also gingen wir zur Immigrationsbehörde und beantragten unsere Arbeitserlaubnis. Was einfach klingt, stellte sich in den folgenden Stunden als eine Odyssee zwischen Behörde, Internetcafé, Bank und dem Intercontinental heraus. Am Ende des Tages waren wir alle sehr erschöpft und unternahmen daher nicht mehr sehr viel.

 

 


Wir entschieden uns trotzdem dafür, noch einen dritten Tag in Lusaka zu verbringen, um weitere Eindrücke zu gewinnen, die über die Büros der Immigrationsbehörde hinausgingen.

Vormittags informierten wir uns im "Zambian National Museum" über die Geschichte und Kultur Sambias. Dabei stellten wir fest, dass Sambia neben seiner kolonialen Vergangenheit eine überaus vielfältige eigene Geschichte insbesondere seiner verschiedenen Stämme vorzuweisen hat. In diesem Zusammenhang beeindruckte uns der große Zusammenhalt, den sich Sambia trotz seiner verschiedenen Kulturen gewahrt hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Ländern gab es hier zum Beispiel nie einen Bürgerkrieg. Tendenzen in Richtung einer Spaltung wurden immer von einer bemerkenswert starken Zivilgesellschaft verhindert.

Das größte Problem Sambias waren auch nie Stammesstreitigkeiten, sondern eine im Vergleich zu anderen Ländern große Spaltung zwischen Arm und Reich. Dieser Graben ist sogar nach Südafrika der zweitgrößte der Welt und offenbarte sich uns auf unserer anschließenden Stadttour. Auf der einen Seite standen riesige Shoppingmalls in denen man, wenn man sie einmal betreten hatte, genau so gut in Berlin oder London hätte sein können. Hier ist das Angebot an Waren auch nicht weniger groß als in Europa. Verlässt man allerdings die Malls, muss man nur ein paar Schritte weitergehen und sieht bettelnde Kinder auf der Straße und uns unbekannte Armut.

Das schlichtere Gegenstück zu dem Einkaufszentrum bekamen wir kurze Zeit später zu sehen. Wir betraten einen riesigen Markt mit unzähligen Ständen und verwinkelten Gassen, an dem Händler ihre Waren anpriesen. Besonders als Mensch mit weißer Hautfarbe zieht man hier große Aufmerksamkeit auf sich, da sich viele Kaufleute von uns ein gutes Geschäft erhofften. Der damit verbundene Stress lohnte sich aber für uns schlussendlich durch die einmalige Erfahrung, die wir an diesem Tag machten.

Kurz vor unserer Abreise besuchten wir noch die deutsche Botschaft, wo wir dem Botschafter und dem zuständigen Entwicklungshelfer unsere Projekte vorstellten. Der Abstecher lohnte sich für uns sogar doppelt, da wir zu den Feierlichkeiten des Tages der Deutschen Einheit in die Botschaft eingeladen wurden.

Obwohl wir während unserer Zeit in Lusaka viele neue interessante Eindrücke gewonnen haben, sind wir alle froh, wieder in Livingstone zu sein, wo wir uns auf den Schulbeginn nächste Woche vorbereiten können.

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